Ingrid Sperrles Bilder repräsentieren den ambivalenten Prozess des Widerstreits,
der ihnen innewohnt. Sie erzählen von der Illusion struktur-gebender Formen,
die sich mit fast konstruktivistisch-rationaler Kontur erheben, um sich im näch-
sten Moment in der Textur zu verlieren.
Die Künstlerin Ingrid Sperrl hat sich der Dynamik verpflichtet, die für Prozesse
und Übergänge wesentlich sind: verschiedene Stoffe reagieren miteinander.
Wochenlang, oft monatelang lässt die Künstlerin zugeschnittene Eisenplatten liegen,
auf die sie Stoff, Leinwand, Papier oder Folie breitet. Immer wieder muss sie nach-
wässern; bis der Moment da ist und die Künstlerin zufrieden ist mit dem Abbild,
das ihr das Zusammenspiel von Wasser, Luft und Eisen, Zeit und Temperatur liefert.
Je nach Temperatur verändert Rost seine Farbe, erzeugt eine Fülle an helleren oder
tieferen Rot- und. Brauntönen, ja sogar vom hellen Orange-Ton bis hin zum Schwarz-
braun.
Die Natur vollführt ihr Werk. Die Künstlerin setzt die Grenze. Definiert, wann es so-
weit ist, den Stoff von der Eisenplatte zu lösen.
Die von Frau Sperrle verwendeten Materialen erfahren Verwandlung und Verfrem-
dung mit dem Ziel der Formfindung, der Komposition, des Ausdrucks. Streng im Detail
der Bildschöpfung, verfährt Sperrle im Prozess ihrer Arbeit experimentell. Obwohl über-
all Transformation und Metamorphose spürbar werden, gibt es keine Verschwom-
menheit. Unterscheidung und Verbindung gehören im Konzept der Künstlerin
zusammen.
Die dynamische Kunstauffassung, in der sie arbeitet, lässt gezielt einsetzende Wahrneh-
mungsirritationen zwischen verschiedenen Bildebenen schwingen. Kunst ist Bewegung,
ein Übergang vom wahrnehmenden Betrachter zum wahrgenommenen Objekt und um-
gekehrt.
Die Künstlerin möchte, dass die Weltbilder der Betrachtenden in Bewegung versetzen
werden und die Wahrnehmungsgewohnheiten aufgeschlossen werden für ein Material,
das negative Assoziationen hervorrufen kann.
Schönheit jenseits einer idealisierten Ästhetik. Rost als Metapher, wider des schönen
Scheins sterilen Glanzes.
Die plastische Oberflächenstruktur – von samtweich bis hin zu rau und schorfig – und
die räumliche Präsenz der Formen wird gesteigert, indem die Künstlerin eigene farbliche
Elemente einbaut.
In der Arbeitstechnik treffen beide Pole – die klare Form und die zerstörende – unver-
meidbar aufeinander.
„Dinge sind Vorkommnisse, Zustände sind Prozesse, Vorgänge sind Übergänge.“ (Sagt der
chinesische Weisheitslehrer Meti bei Bertold Brecht.
1956: geboren in Schwäbisch Gmünd
1971 – ’74: Ausbildung zur Emaileurin
1977 + 1980: Geburt der Kinder Corina und Matthias
1985 – ’87: Ausbildung zur wissenschaftlichen Zeichnerin
1987 – ’90: Studium der Bildhauerei und Malerei in der Freien Akademie der Künste in Freiburg i.Brsg.
1990: eigenes Atelier in Freiburg im Breisgau
2007: Bezug des Ateliers in der Leipziger Baumwollspinnerei
2009: Umzug nach Leipzig
Einzelausstellungen (Auswahl):
2012:
Oxidationen, Galerie m50 / Frankfurt am Main
Oxydation (Rost-Bilder-Drucke-Folien-Collagen), Kunstverein / Bayreuth
Oxydation (Rost-Bilder-Drucke-Folien-Collagen, )Galerie am Domhof / Zwickau
Rost-Bilder-Folien-Collagen, Kunst im Gutshaus / Markkleeberg
2011:
Oxydation (Rost-Bilder), Bahnhof St. Georgen / Freiburg im Breisgau
Oxydation, Galerie Forum K / Plauen
2010:
Oxydation, Museum / Borna
2009:
Rost-Bilder-Folien-Installation, Merdinger Kunstforum
2008:
Oxydation, Städtische Galerie im Alten Rathaus / Lahr
2006:
Rost-Bilder-Drucke-Folien, Haslach im Kinzigtal
2005:
Oxydation, Morat-Institut / Freiburg im Breisgau
ZwanzigNullFünf – Architekten Ingenieure Künstler, Klarastraße 54 / Freiburg im Breisgau
Standortwechsel alte Bilder – neue Bilder Galerie 76
2004:
Oxydation, Salamander-Haus / Freiburg im Breisgau
Rost-Bilder-Drucke-Folie, Kunst Verein / March (Breisgau)
2003:
Oxydationen SW / Freiburg im Breisgau
Architektinnen in Baden-Württemberg, Konzerthaus / Freiburg im Breisgau
2002:
Oxydation, Sprachenkolleg / Freiburg im Breisgau
2001:
Oxydation, Kunstverein Wedemark Hannover
1999:
Rostbilder Malerei Therapiezentrum Jesuitenschloß
Galerie Zeitkunst – Kunstzeit / Hannover
1992:
Hommage an einen Pferdestall (Raum-Klang-Installation) / Freiburg im Breisgau
Predigerpassage / Schwäbisch Gmünd
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl):
2012:
Künstler aus der Leipziger Baumwollspinnerei, Kunstverein in der Post / Nördlingen
vorortost: konkrete Kunst, Projektgalerie des Bund Bildender Künstler Leipzig e.V.
2010:
Asche, Rauch, Rost, Galerie Kluckert / Staufen im Breisgau
2009:
Werkschau Künstler der Leipziger Baumwollspinnerei
2008:
Kunst im Quadrat, Galerie Irrgang / Leipzig
Ortswechsel / 15 KünstlerInnen art collaboration west
Offenes Feld – 4 KünstlerInnen aus Leipzig
von A Nach B / NullUhr, Leipziger Baumwollspinnerei
12 Künstlerinnen kunstfertig, Werkstatt für Kunstprojekte (Raum d. Kulturen) / Leipzig
2007:
kunstfertig, Werkstatt für Kunstprojekte / Zschochersche Straße 79B in Leipzig
2004:
Jahresausstellung, Galerie 76
In Formation, Universitätsklinikum / Freiburg im Breisgau
2003:
Eindruck – Abdruck, Kunstverein / Nördlingen
2002:
Jahresausstellung, Galerie 76
Ereignis Mensch, Universitätsklinikum / Freiburg im Breisgau
Regionale 2002, Villa Aichele / Lörrach
2001:
Jahresausstellung, Galerie 76