Ausstellung vom 18.Mai (Eröffnung in Anwesenheit der Künstlerin: 18:30 – 20:00) bis einschl. 16.Juni 2018
Petra Scheibe Teplitz setzt sich künstlerisch mit Gebrauchsgegenständen und Abfallprodukten auseinander. „… Kein vom Künstler geschaffenes, sondern von ihm – ohne jedes ästhetisches Vorurteil –
ausgesuchtes (und darin vom Objet trouvé verschiedenes) Alltagsobjekt.“, ganz im Sinne Marcel Duchamps‘. Plastiktüten, Verpackungen und andere Gestaltungsmaterialien treten in verschiedenen
Werkserien, als Objekte mit eigenständiger ästhetischer Qualität, zutage. Jetzt hat die Künstlerin auch Schießscheiben „ins Visier“ genommen. Nicht das Interesse am Schützenwesen, sondern an den
materialspezifischen Eigenschaften der, als Schießsportzubehör erhältlichen, Kartonscheiben sind die gestalterische Herausforderung und als Mittel zu deren Zweckentfremdung.
Am bekanntesten sind die – in der Zwischenzeit historischen –, in der Regel aus 10 konzentrischen Kreisen bestehenden, Schießscheiben mit schwarz markiertem Ziel als Mittelpunkt. Es gibt aber auch
Zielscheiben ohne Ringe oder welche mit breiten Quer- oder Längsbalken, Dreiecken oder nur einem dicken schwarzen Punkt. Solche klar erkennbaren Markierungen, erschließen sich gleichermaßen als
elementare zweidimensionale geometrische Formen, die durch innere Klarheit bestechen und nicht zuletzt deswegen auch in der Kunstwelt Einzug hielten.
Petra Scheibe Teplitz begreift diese Schießscheiben nur als ein Medium, mit dem künstlerisch umge-
gangen werden muss. Sie stellt die Objekte, mit gestalterischer Imagination und Akkuratesse, in einen neuen Kontext. Ihr Grundmuster besteht aus dem schwarzen Originalbalken, überlegt mit 2 seiten-
halbierten schmaleren Balken in grüngrauer Farbe, die parallele, rechtwinklige oder schräg schnei-
dende Linien bilden. Durch die Variation der Balkenanordnung entsteht eine Serie von unterschied-
lichen Gerüsten, die – getreu den (Ausbildungs-)Schießscheiben im Maß 26 x 26 cm – in bildlicher Form vor dem Original-Hintergrund auf Holzplatten montiert, präsentiert werden.
Die Künstlerin hat die Werkgruppe mit identischen Abmessungen – in Gestalt von miteinander verbun-
denen schwarzen und grünblauen Holzbalken – als Wandobjekt reproduziert. Die Gesamtinstallation verei nt Gestaltungsprinzipien und Motive, wie sie Scheibe Teplitz bereits in früheren Werken zeigte:
geometri sche Figuren, Vervielfältigung, Dekonstruktion des Ausgangsmaterials und äußerste Sorgfalt.
Eine zweite Arbeit basiert auf Scheiben der Größe 17 x 17 cm die auf Holztafeln aufgezogen sind und das jeweilige schwarze Motiv gleichgestaltig erweitert: durch Zufügung der selben geometrischen
Form in verschiedenen Farben. Der Effekt verleiht nicht nur den Scheiben eine neue Dynamik, sondern erlaubt vielfältige Abwandlungen einer ganzen Werkgruppe.
In der dritten Serie verwendet die Künstlerin den klassischen Schießscheibenspiegel mit ineinander liegenden, nummerierten Ringen. Anders als man vermuten könnte, geht es bei diesen Arbeiten nicht
darum, den Ornamentcharakter der Scheiben zu deuten, sondern die konzentrischen Kreise und deren Nummerierung in verschiedene längsachsige, rasterartige Ordnungssysteme, mit wabenartigen Bruchstellen, zu verwandeln. Dabei bestimmt sich die Anzahl der in der Serie ausgeführten Einzel-
objekte durch die Menge möglicher „Motive“ und deren Umstellungen. Die Schießscheiben nehmen eine völlig neue räumliche Gestalt an und das Ausgangsmaterial tritt erst, bei genauerer Betrachtung, hervor.
Die Arbeiten der Künstlerin Petra Scheibe Teplitz würde ich als Readymades bezeichnen, denn sie verwendet massenhaft industriell hergestellte Gebrauchsgegenstände. Ihre Formen, losgelöst aus ihren Funktionen, haben eine ganz eigene Charakteristik, die erst durch durch den Akt der Verfremdung offensichtlich wird.
Gabriele Wittner (unter Verwendung des Textes „Petra Scheibe Teplitz : >Flip – Flop< – Werkgruppe Schießscheiben“ von Petra Scheibe Teplitz / 05.2018)
www.scheibetep.de
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1952:
geboren in Isernhagen
1977 – ’79:
Hochschule für Gestaltung / Offenbach am Main
1979 – ’81:
Nucleo de Arte Contemporanea, João Pessoa / Brasilien
1988 – ’93:
Washington, DC / USA
seit 1993:
lebt und arbeitet in Frankfurt am Main
Einzelausstellungen (Auswahl)
1995:
Tempo Tempo, Artform / Frankfurt am Main
1997:
Bla Bla Bla, Artform / Frankfurt am Main
1999:
will you please be quiet please, Oberhessisches Museum / Gießen (Katalog)
2001:
I love you if you love me, Galerie Luise Reinsberg / Offenbach am Main
2003:
lemons never lie, Frauenmuseum / Wiesbaden (Katalog)
2007:
das Summen hilft nicht, Galerie Thomas Peter / Köln (Katalog)
2008:
Hier und Anderswo (zs. mit Beatrice Weineck), Galerie der Heussenstamm Stiftung / Frankfurt am Main
Tempo, Galerie der Editionen, ARTBOX / Frankfurt am Main (Katalog)
2010:
little chapel, the Greenhouse Gallery, Guernsey Arts Commission, St.Peter Port / Guernsey
2011:
Aktion rotes Kreuz, öffentlicher Raum / Frankfurt am Main
Wurst-Aktion, Discounter / Frankfurt Main
2012:
… Yum, Yum, kunstraum dreizwanzig / Köln
2013:
another day in Paradise – Installationen und Objekte, Kunstverein / Landshut
2014:
es geht um die Wurst, Galerie der Heussenstamm Stiftung / Frankfurt am Main
2018:
paper positions Berlin, DavisKlemmGallery / Wiesbaden
paper positions Basel, DavisKlemmGallery / Wiesbaden
Ausstellung im Studio, DavisKlemmGallery / Wiesbaden
>Flip-Flop< Petra ScheibeTeplitz : Objekte, Galerie m50 / Oberursel (Taunus)
Ausstellungsbeteiligung (Auswahl)
1988 – ’91:
Greater Reston Arts Center, Reston (VA) / USA
Decatur House Museum, Washington (DC) / USA
Museum of american Folk Art, New York (NY) / USA (Katalog)
the Art Barn Gallery, Washington (DC) / USA
Dunkirk, Adams Art Gallery, New York (NY) / USA (Katalog)
Circles and Squares, Moosrose Gallery, Fredricksburg (VA) / USA
2000:
Mainzer Kunstpreis 2000, Kunstverein Eisenturm / Mainz
Tattoo Frankfurt (zs. Mit Carmen Berr und Alfred 23 Harth) / Frankfurt am Main
2001:
Kunstansichten, Galerie Luise Reinsberg / Offenbach am Main
2002 – ’16:
fire – Feuer – feu, Kunstverein / Bad Salzdetfurth
30 x 30 x 30, Kunstverein / Bruchsal
Galerie Thomas Peter / Köln
Galerie der Editionen, ARTBOX / Frankfurt am Main
Zeitstoerung, Kunstforum Ostdeutsche Galerie / Regensburg (Katalog)
Second Life, Galerie Thomas Peter / Köln
Jan-Dekert Museum, Gorzow Wielkopolski / Polen
Cologne Fine Art (vertreten durch ARTBOX Frankfurt am Main), Köln
Kunstverein / Augsburg (Katalog)
Selbstportrait, kunstraum dreizwanzig, Köln
Collagen sammeln, Arbeiten aus der Sammlung Meerwein im Kunsttempel / Kassel
Kunst Stueck, Kunstsammlung Frauenmuseum / Wiesbaden
Klein und Fein, kunstraum dreizwanzig, Köln
blau, Galerie m50 / Frankfurt am Main
Happening (zs. mit Nikolaus Jungwirth, Peter Koebel und Friederike Satvary, Gref Völsings / Frankfurt am Main
gekreuzt: das Symbol des Kreuzes in der Kunst des 20. und 21.Jhs, Galerie der Stiftung S BC – pro Arte der Sparkasse / Biberach (Katalog)
Petersburger Hängung I und II (Künstler der Galerie), Galerie m50 / Frankfurt am Main bzw. Oberursel (Taunus)
Hünfeld + 100, Museum Modern Art / Hünfeld
Publikationen:
– MEET ME AT CAROL ISLAND, Petra ScheibeTeplitz / 2007 – 2017
– no lifeguard on duty, fact and fiction, Autoren: Petra Scheibe Teplitz, Eric Snell, Laszlo Trankovits, Dr. Edeltraud Fröhlich und Alfred Harth; Vorwort: Hans P. Miksch; Übersetzung: Witold Teplitz-Semblitzky; dreizwanzig verlag, Köln / 2011
– Kurzbeschreibung: Dokumentation der aktuellen Arbeit der Frankfurter Künstlerin Petra ScheibeTeplitz (inkl. aufgezeichneter Gespräche mit Eric Snell und Dr. Edeltraut Fröhlich)
– Alfred 23 Harth und Laszlo Trankovits, (enthalten: filmische Dokumentation der Aktion rotes Kreuz von Petra Scheibe Teplitz), DVD
– oil paintings in public ownership, the public catalogue foundation, London / 2012
Ausstellungenskataloge:
– erster Ausschnitt – Collagen, Arbeiten aus der Sammlung Meerwein im arp museum Bahnhof Rolandseck, Remagen / 2015
– gekreuzt: das Symbol des Kreuzes in der Kunst des 20. und 21.Jhs, Stiftung S BC – pro arte der Sparkasse, Biberach / 2014
– Collagen sammeln, Sammlung Meerwein im Kunstverein Augsburg / 2009
– TEMPO, Galerie der Editionen, ARTBOX, Frankfurt am Main / 2008
– das Summen hilft nicht, Galerie Thomas Peter, Köln / 2007
– Zeitstoerung, Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg / 2007
– lemons never lie, Frauenmuseum, Wiesbaden / 2003
– will you please be quiet please, Oberhessisches Museum, Gießen / 1999
– Dunkirk, Adams Art Gallery, New York (NY) / 1991
– New York, Museum of american Folk Art, New York (NY) / 1989